Fast-Mimicking-Diät bei MS

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Diätform, bei der die Vorteile des Fastens ohne dessen Risiken erreicht werden sollen, potentiell zur Behandlung von multipler Sklerose und anderen Autoimmunerkrankungen geeignet ist.

By Else If Then (Own work) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
Bild: By Else If Then (Own work) [CC BY-SA 4.0 ], via Wikimedia Commons

Die Untersuchung wurde an der University of Southern California (USC) in Los Angeles und an der Charité in Berlin durchgeführt und im Fachmagazin Cell Reports veröffentlicht.

Unter den Teilnehmer befanden sich sowohl menschliche Patienten als auch Mäuse mit einer MS-Erkrankung.

Valter Longo, Studienleiter und Direktor des USC Longevity Institute at the Davis School of Gerontology erklärt:

 

„Während der Fasting-Mimicking-Diät wird Cortison produziert, welches den Tod von Autoimmunzellen einleitet. Durch diesen Prozess werden auch neue, gesunde Zellen hergestellt. “

 

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der die Markscheiden (Myelinscheiden, elektrisch isolierende äußere Schicht der Nervenfasern) im zentralen Nervensystem angegriffen sind.

Die Ursache dieser sog. Entmarkungserkrankung ist trotz großer Forschungsanstrengungen noch nicht geklärt. Etwa 500.000 Europäer und 2,3 Millionen Menschen weltweit leiden an MS.

 

Vollständige Genesung bei 20% der Tiere

Bereits in früheren Untersuchungen hatten die Forscher um Prof. Longo entdeckt, dass die Fast-Mimicking-Diät (FMD) Risikofaktoren für die Entstehung von Krebs, kardiovaskulären Krankheiten und Diabetes bei Menschen reduzieren kann.

Im ersten Teil der neuen Studie wurden zwei Gruppen Mäuse mit einer Autoimmunerkrankung untersucht.

Eine Gruppe wurde drei Wochen lang unter eine kalorien- und proteinarme FMD gesetzt, bei der pro Woche an drei von sieben Tagen gefastet wurde. Die andere Gruppe erhielt eine normale Ernährung.

Laut den Autoren konnte die Fast-Mimicking-Diät bei allen Tieren eine Linderung der MS-Symptome und bei 20% gar eine vollständige Genesung herbeiführen.

 

Bildung myelinproduzierender Zellen

Die durchgeführten Tests zeigten eine Erhöhung der Corticosteronwerte, einem  Steroidhormon, welches in der Nebennierenrinde gebildet wird und den Stoffwechsel kontrolliert.

Außerdem hatte die FMD-Gruppe erhöhte Spiegel der für das Immunsystem wichtigen T-Zellen und verringerte Zytokinwerte. Letzteres sind Proteine, die andere Zellen dazu veranlassen, beschädigte, infektiöse oder schmerzende Körperregionen zu reparieren.

Nicht zuletzt stellten die Forscher bei den FMD Mäusen eine Regeneration des durch das Immunsystem beschädigten Myelins fest.

Prof. Longo erklärt, dass die Diät schädliche Immunzellen abtötet. Wechseln die Mäuse dann wieder zu einer normalen Ernährung, werden gute Immunzellen und myelinproduzierende Zellen gebildet, wodurch ein gewisser Anteil der Tiere vollständig geheilt werden.

 

Forschungsergebnisse aus Berlin

Im zweiten Teil der Studie, durchgeführt unter der Leitung von Markus Bock an der Charité in Berlin, wurden Sicherheit und Effektivität der neuen Diätform an 60 MS-Patienten untersucht.

Achtzehn Patienten wurden sieben Tage lang auf eine Fast-Mimicking-Ernährung und anschließend sechs Monate lang auf eine mediterrane Ernährung gesetzt.

Die anderen Pateinten wurden per Zufall zu einer kalorienkontrollierten, einer ketogenen und einer Diät mit relativ hohem Fettgehalt zugeordnet.

Patienten mit der FMD (gefolgt von einer mediterranen Ernährung) und der ketogenen Diät berichteten über eine Verbesserung ihrer Lebensqualität und ihrer Gesundheit – sowohl mental als auch physisch.

 

Weitere Forschungsarbeit notwendig

Die Forscher betonen, dass die Studie nur eine eingeschränkte Aussagekraft besitzt, da weder die mediterrane Ernährungsweise alleine untersucht, noch eine MRT oder eine Funktionsanalyse der Immunzellen durchgeführt wurden.

Laut Prof. Longo sind weitere Förschungsarbeiten von Nöten. Dabei sollte untersucht werden, ob die Fast-Mimicking Diät auch bei anderen Autoimmunkrankheiten eingesetzt werden kann und wie effektiv diese tatsächlich bei MS-Patienten ist.

Ähnliche Formen der Diät wurden bereits in Studien untersucht, bei denen die hohe Sicherheit der Ernährungsform festgestellt wurde.

Patienten mit Autoimmunerkrankungen, die bereits andere Optionen erfolglos ausprobiert haben, sollten sich mit ihrem Arzt über die Möglichkeit einer Fast-Mimicking-Diät beraten.