Insulinresistenz: Symptome, Diagnose und Behandlung

Mit einem Expertenkommentar von Dr. med. Rainer Limpinsel

Bei Personen mit einer Insulinresistenz sprechen die Zellen nicht mehr korrekt auf das Hormon Insulin an. Eine unbehandelte Insulinresistenz kann zu einem Typ-2-Diabetes führen. In diesem Artikel gehe ich auf Symptome, Diagnose und Behandlung ein und gebe Hinweise zur richtigen Ernährung und Bewegung.

Insulinresistenz

Was ist eine Insulinresistenz?

Als Insulinresistenz wird ein körperlicher Zustand bezeichnet, bei dem die Zellen das Hormon Insulin nicht mehr so effektiv nutzen können wie bei gesunden Menschen.

Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse produziert. Durch dieses Hormon können Zellen Glucose (Zucker) als Energiequelle nutzen.

Bei einer Insulinresistenz können die Zellen Glucose schlecht aufnehmen, was zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten führt.

Wenn die Blutzuckerwerte erhöht sind, jedoch noch unter einer bestimmten Schwelle liegen, spricht man von Prädiabetes.

Warum manche Mensche eine Insulinresistenz entwickeln, ist noch nicht gänzlich geklärt. Übergewicht und geringe körperliche Bewegung sind bedeutende Risikofaktoren.

 

Symptome einer Insulinresistenz

In vielen Fällen gibt es bei einer Insulinresistenz keine merkbaren Symptome. Es kann also vorkommen, dass man über einen längeren Zeitraum insulinresistent ist ohne es zu merken.

Eine Insulinresistenz kann die Blutgefäße schädigen, was zu einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfall führt. Daher ist es umso wichtiger, seine Blutzuckerwerte regelmäßig überprüfen zu lassen.

Bleibt eine Insulinresistenz über einen längeren Zeitraum unentdeckt, kann sich ein Diabetes entwickeln. Symptome des Typ-2-Diabetes sind oft nur leicht wahrnehmbar, weshalb ich nochmals betonen muss, wie wichtig eine regelmäßige Kontrolle der Blutzuckerwerte ist.

Zu den Diabetes Typ 2 Symptomen zählen:

  • Erhöhter Durst
  • Extremer Hunger
  • Häufiges Wasserlassen
  • Ermüdung und Schwäche
  • Verschwommene Sicht

 

Diagnose und Insulinresistenz-Test

Zur Diagnose einer Insulinresistenz (oder eines Prädiabetes, Diabetes Typ 1 oder Typ 2) kann der Arzt mehrere Tests durchführen:

 

Einfacher Test der Blutzuckerwerte

Zu einem beliebigen Zeitpunkt werden die Blutzuckerwerte bestimmt:

  • Werte unter 140 mg/dl gelten als normal.
  • Werte zwischen 140 und 199 mg/dl sind Anzeichen eines Prädiabetes.
  • Werte über 200 mg/dl sind Anzeichen eines Diabetes.

 

HbA1c-Test (Hämoglobin A1c)

Hämoglobin (Hb), auch “roter Blutfarbstoff” genannt, ist ein Bestandteil der roten Blutkörperchen. Als HbA1c bezeichnet man Hb, an das sich ein Zuckermolekül (Glukose) angelagert hat.

Der HbA1c-Test erlaubt einen Rückschluss auf die Menge der Zuckermoleküle, die sich an an das Hämoglobin angelagert haben.

Beim Gesunden liegt der HbA1c etwa bei 5%. Werte zwischen 5,7% und 6,4% sind Anzeichen eines Prädiabetes. Ein Wert von über 6,5% ist ein Anzeichen für einen Diabetes.

 

Test des Nüchternblutzuckerwerts

Dieser Wert wird im Nüchternzustand, d.h. nach mindestens 8 Stunden ohne Nahrungsaufnahme, gemessen. Es gilt:

  • Bei Gesunden beträgt dieser Wert 80 bis 100 mg/dl (4,4 bis 5,6 mmol/l).
  • Werte zwischen 100 und 125 mg/dl sind ein Anzeichen eines Prädiabetes.
  • Werte über 126 mg/dl sind Anzeichen eines Diabetes.

 

Insulinresistenz: Behandlung und Therapie durch Ernährung, Abnehmen und Bewegung

Obwohl die genauen Ursachen einer Insulinresistenz noch nicht völlig entschlüsselt sind zeigen Forschungsergebnisse, dass Übergewicht, Ernährung und Bewegungsmangel eine signifikante Rolle spielen.

Durch frühzeitige Verbesserungen in diesen Bereichen kann die Entstehung eines Diabetes oft verhindert oder zumindest hinausgezögert werden.

 

Ernährung bei Insulinresistenz

Bei einer Insulinresistenz sollten diese Ernährungsregeln befolgt werden:

1. Kohlenhydrate kontrollieren und Zufuhr einschränken

Kohlenhydrate sind die wesentliche Nährstoffgruppe, die den Blutzucker ansteigen lässt. Getreideprodukte, Obst und Süßigkeiten haben einen sehr hohen Kohlenhydratanteil.

Versuchen Sie, durch eine Einschränkung der Kohlenhydratzufuhr Ihre Blutzuckerwerte weniger stark ansteigen zu lassen. Komplexe Kohlenhydrate sind zu bevorzugen.

Eine Orientierungshilfe kann der glykämische Index sein. Er gibt an, wie schnell und wie stark ein Lebensmittel den Glukosespiegel in die Höhe treibt.

 

2. Vermeiden Sie gesüßte Getränke

Jegliche Form von Zucker kann die Blutzuckerwerte erhöhen. Doch künstlich gesüßte Getränke zählen zu den gefährlichsten Lebensmitteln.

Dazu gehören Fruchtsäfte, Limonade, Cola, Eistee und Energy-Drinks. Verzichten Sie auf diese Getränke und trinken Sie stattdessen Wasser, Tee oder Kaffee.

 

3. Essen Sie mehr Ballaststoffe

Forschungen legen nahe, dass die Zufuhr von 50 g Ballaststoffen täglich zu einer signifikanten Verbesserung der Blutzuckerwerte führt.

Essen sie daher Lebensmittel wie Salat, Sprossen, Avocado, Chia Samen, Flohsamen oder Quinoa. Die meisten Gemüsesorten haben einen hohen Ballaststoffgehalt.

 

4. Gesunde Fette

Die Art von Fetten, die man verzehrt ist wichtiger als die Menge. Personen mit Insulinresistenz sollten ungesättigte Fette zu sich nehmen und auf gesättigte Fette und Transfette verzichten.

Da Personen mit Insulinresistenz oder Diabetes weniger Kohlenhydrate zu sich nehmen, steigt ihr Konsum von Fett.

Daher sollten sie darauf achten, welche Quellen sie dazu nutzen. Gute Fette stecken etwa in Fisch, Avocado, Eigelb, Olivenöl, Schwarzkümmelöl oder Leinöl.

 

5. Ausreichend Eiweiß essen

Eine Erhöhung des Eiweißkonsums führt laut Studien zu einem erhöhten Gewichtsverlust bei Übergewichtigen.

Eiweiß kann sowohl den Hunger stillen als auch den Stoffwechsel erhöhen. Darüber hinaus senkt es die Lust auf Süßes.

 

Sport bei Insulinresistenz

Bewegung und Sport helfen dabei, die Blutzuckerwerte zu senken und Körperfett abzubauen. Ein Mangel an Bewegung ist eine der Hauptursachen für Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes.

Entsprechend wichtig ist es für Betroffene, sich ausreichend zu bewegen. Sport senkt nicht nur den Blutzuckerspiegel, sondern verbessert zudem die Insulinempfindlichkeit der Zellen.

Da diese Wirkung nach etwa 48 Stunden wieder nachlässt, ist regelmäßiges Training wichtig, um den Blutzuckerlangzeitwert HbA1c niedrig zu halten.

Für ungeübte sind Spaziergänge ein guter Start. Auch kurzes, intensives Training (High Intensity Interval Training) ist sehr wirkungsvoll und zudem zeitsparend.

 

Abnehmen bei Insulinresistenz

Ein weiterer Risikofaktor für Insulinresistenz und Diabetes ist Übergewicht. Schon der Verlust von wenigen Pfunden kann sich positiv auf die Gesundheit und auf die Blutzuckerwerte auswirken.

Studien zeigen, dass bereits der Verlust von 5-7% Körpergewicht mit einem geringeren Diabetesrisiko von 50% einhergeht. Für gesundes Abnehmen sind wiederum die obigen Hinweise zu Ernährung und Sport entscheidend.

 

Kommentar unseres Experten Dr. med. Rainer Limpinsel

Dr. Limpinsel

Dr. med. Rainer Limpinsel beschäftigt sich intensiv mit den Themen Diabetes Typ 2 und Ernährung. Mehr Informationen zu seiner Arbeit findest du unter www.dr-rainer-limpinsel.de.

“Beim Typ II Diabetiker funktioniert die Bauchspeicheldrüse und stellt genügend Insulin her. Aber die Zellen wollen nicht auf das körpereigene Insulin hören. Das ist die berühmte Insulinresistenz. Sie ist die Ursache für 7 Millionen Diabetesfälle in Deutschland.

Eine Insulinresistenz muss kein dauerhaftes Schicksal sein. Sie können Ihre Insulinresistenz wieder wegwischen. Am schnellsten geht dies durch Sport. Sport aktiviert in Ihrem Körper das AMPK-Enzymsystem. Dieses kämpft gegen Ihre Insulinresistenz.

Am nachhaltigsten wirkt eine echte Gewichtsreduktion. Denn Fettzellen senden böse Hormone aus, welche eine Insulinresistenz bewirken. Verschwinden die Fettzellen, dann verschwinden die bösen Hormone und Ihre Insulinresistenz wird ebenfalls verschwinden. In die gleiche Kerbe schlägt die Vermeidung von Stress. Dauerhafter Stress stört ebenfalls unser Hormonsystem.

Übrigens tragen nur ca. 50 Prozent der Menschen die Veranlagung für Diabetes in ihren Genen. Oder andersherum gesagt: 50 Prozent der Menschen können gestresste, übergewichtige Sportmuffel sein und sie würden trotzdem niemals an Diabetes leiden.

Ich selbst habe mit 40 Jahren Diabetes bekommen. Ich sehe die Sache positiv. Ich habe damals meine Lebensumstände geändert. Der heute schlanke Dr. Limpinsel steht in allen Belangen des Lebens besser da als der ehemals dicke Dr. Limpinsel.”